Neuss. Gottesdienste in leichter Sprache sind ein spezielles Angebot für Menschen mit kognitiven Einschränkungen. Bischof Rainer Sommer gestaltete seine Predigt am 10. Juli 2016 in der Gemeinde Neuss mit viel visueller Unterstützung.
An diesem Sonntag fand bereits zum zweiten Mal ein Gottesdienst in sogenannter „leichter Sprache“ in der Gemeinde Neuss statt. Dieser besondere Gottesdienst soll Menschen erreichen, die sich in den überwiegend durch das Wort geprägten Gottesdiensten oft überfordert fühlen. Den Gottesdienst leitete wie schon im letzten Jahr Bischof Rainer Sommer.
Als Grundlage für die Predigt nahm er das Bibelwort aus Habakuk 3, Vers 18: „Aber ich will mich freuen des HERRN und fröhlich sein in Gott, meinem Heil.“ Bischof Sommer schilderte den Gottesdienstbesuchern zunächst in einfachen und verständlichen Worten, wie es den Menschen zu Lebzeiten des Propheten Habakuk erging.
Die Völker führten Kriege gegeneinander, es herrschte Ungerechtigkeit und Gewalt. Die Menschen litten unter einer Hungersnot und viele verloren ihr Leben. Dann zog er die Parallele zur heutigen Zeit. Auch heute herrsche auf vielen Teilen der Erde Krieg und Terror, Gewalt und Ungerechtigkeit, Hunger, Leid und Not. Menschen werden verfolgt und vertrieben. Viele bezahlen ihr Schicksal mit dem Leben.
In einer Gedenkminute gab der Bischof der versammelten Gemeinde die Gelegenheit, einmal innezuhalten, um ganz besonders dieser Menschen zu gedenken. Zu diesem Anlass wurde auf dem Altar eine Kerze angezündet. In seinen weiteren Ausführungen ging der Bischof auf das Bibelwort ein. Habakuk riet den damaligen Menschen, sich trotz allem Leid und Elend an Gott zu erfreuen und fröhlich in ihm zu sein. Denn Gott bringe Heil und Hilfe.
„Auch wir haben heute Grund und Anlass uns im Herrn zu freuen und fröhlich zu sein“, sagte der Bischof und nannte dazu vier Beispiele:
Zum besseren Verständnis der Predigt wurden einige Fotos auf eine Leinwand projiziert. Gemeinsam gesungene Lieder unterstützen den Wortbeitrag von Bischof Rainer Sommer. Nach der Feier des Heiligen Abendmahles und dem Schlusssegen, sangen alle Anwesenden gemeinsam zwei Strophen aus einem irischen Segenslied.
Anschließend konnten sich alle Gottesdienstbesucher an einem üppigen und liebevoll zubereiteten Büffet stärken. Dabei kam es zu interessanten Gesprächen und einem regen Gedankenaustausch.
Gottesdienste in leichter Sprache wenden sich an Menschen aller Altersgruppen, die in den gewohnten Gottesdiensten die Inhalte der Predigt aufgrund ihrer kognitiven Einschränkungen nicht oder nur sehr begrenzt erfahren. Dazu zählen zum Beispiel Menschen mit geistiger Behinderung, Sinnesschädigung oder Demenz.
Der Gottesdienst wird unter maßvoller Einbeziehung der Teilnehmer bei der Vorbereitung und Gestaltung des Kirchensaales und bei der Mitwirkung durch Gesang eingängiger Lieder gefeiert.
Die Predigt erfolgt in so genannter leichter Sprache in mehreren kurzen Sequenzen, die jeweils Bezug nehmen auf Fotos, die auf eine Projektionsfläche hinter den Altar projiziert werden. Diese Bilder, die mit dem Bibelwort des Gottesdienstes korrespondieren, sollen den Teilnehmern helfen, die Inhalte des Gottesdienstes visuell zu erfassen, wo man kognitiv an Grenzen stößt.
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