Seit über einem Jahr von einer kleinen Projektgruppe vorbereitet, hat am Donnerstagabend die Veranstaltungsreihe in der Passionszeit 2019 begonnen. Pfarrer Marc-Albrecht Harms und ACK-Vorsitzender Klaus-Norbert Kremers gewährten in Krefeld-Fischeln einen Blick auf die Fasten- und Passionszeit aus der Perspektive der katholischen und evangelischen Kirche.
In den letzten Wochen wurde im Internet, mit Plakaten und Flyern sowie Bekanntgaben auf das Programm zur Passionszeit 2019 hingewiesen. Es ist ein ganz buntes Programm, das für jeden Geschmack etwas bereit hält. Der Start fand am Donnerstag, 8. März 2019 statt.
„In unserer Kirche erhält die Passionszeit eigentlich außerhalb der Gottesdienste keine besondere Aufmerksamkeit. Plötzlich ist Karfreitag, und Ostern rauscht an uns vorbei. Wir wollten, dass das anders wird und luden zwei Vertreter der großen christlichen Kirchen ein, uns über deren Praxis der Passions- und Osterzeit zu erzählen.“ sagt Marcus Hein, der den Abend moderiert.
Marc-Albrecht Harms, der evangelische Pfarrer der Markus-Kirche in Krefeld-Fischeln, macht den Auftakt. Zunächst beleuchtet er den historischen Hintergrund, dessen Anfang beim Passahfest der Israeliten liegt.
Das christliche Osterfest wird erst durch das Konzil von Nicäa im Jahr 325 n. Chr. verbindlich auf den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühjahr festgeschrieben. Dabei werden zunächst Leiden, Tod und Auferstehung als Einheit begangen. Erst später kommt es zu längeren Vorbereitungs- oder Fastenzeiten, die sich heute von Aschermittwoch bis Ostersamstag erstrecken. Heute wird deutlich zwischen Karfreitag (Trauer), Ostersamstag (Grabesruhe) sowie Ostersonntag (Auferstehung) differenziert.
Die Passions- und Fastenzeit erstreckt sich über 40 Tage, die eine Zeit der „Bewährung, der Buße und der Läuterung“ ist. Eigentlich sind es 46 Tage, von denen aber an den Sonntagen nicht gefastet wird. Warum wird an den Sonntagen nicht gefastet? Weil der Sonntag ein Tag der Freude sein und bleiben soll.
Die Fastenliturgie zur Zeit der Reformation ist durch
- die Zeit der Taufvorbereitung, incl. der Exorzismen,
- die büßende Vorbereitung auf Ostern, incl. der Beichtpraxis sowie
- das Gedächtnis des Leidens Jesu
gekennzeichnet. Pfarrer Harms macht deutlich, dass nur das dritte Element theologisch begründet fortgesetzt werden konnte. Er stellt anschließend die liturgischen Abläufe seiner Kirche vor.
Und hier wird ein großer Unterschied zur katholischen Kirche deutlich. Klaus-Norbert Kremers zeigt den Teilnehmern eine sehr viel differenziertere und symbolträchtigere Fasten- und Passionszeit. Es gibt spezielle Farben, besondere Rituale, und ganz besonders die Zeit von Karfreitag bis Ostersonntag sind durch spezielle liturgische Elemente ausgeschmückt.
Zu Beginn seines Vortrags macht er deutlich, dass es in der katholischen Kirche drei Gemütszustände gibt, den normalen, den himmelhochjauchzenden und den zu Tode betrübten. Letzter hat violette Farbe und betrifft die weihnachtliche und österliche Vorbereitungszeit.
Klaus-Norbert Kremers beschreibt die katholische Fastenzeit wie Altarstufen, auf denen man sich von Stufe zu Stufe dem Mysterium der Auferstehung Christi nähert. Diese Stufen sind Fasten- und ggf. Vorfastenzeit, Passionszeit, Karwoche, heiliges Triduum (Donnerstag bis Samstag Nacht) und Ostern.
Auch erfahren die Teilnehmer, was es heißt, den Kreuzweg zu gehen, der mit seinen 14 Stationen ein Akt gelebter Volksfrömmigkeit ist. Und Kremers geht auf die sieben letzten Worte Jesu ein, die von Künstlern aller Richtungen aufgegriffen und verarbeitet wurden. Ein weiteres äußeres Zeichen sind sogenannte Fastentücher, die mit biblischem Motiven bestickt oder bemalt in den Kirchen aufgehängt werden, um bildliche Jesu-Darstellungen, das Kruzifix und den Altarraum zu verdecken.
Sehr bildhaft zeigt Klaus-Norbert Kremers auch die Ereignisse in der Osternacht. Zunächst sind die Kirchen vollkommen dunkel, während der Priester das Osterfeuer entzündet. Danach erschallt „Exultet“ (Frohlocket, ihr Chöre der Engel) und es werden sieben Lesungen vorgetragen. Danach stimmt der Priester in der finstren Kirche das „dreifach erhöhte Alleluja“ an und mit einem Schlag gehen alle Lichter an, die Orgel braust, der Chor singt und sämtliche Glocken läuten - ein Gänsehautmoment“. In dieser Osternacht ist es auch Pflicht, dass der Geistliche einen Witz erzählt, der zum sogenannten Osterlachen führt.
Klaus-Norbert Kremers ergänzt: „Das Osterfest ist in der katholischen Tradition von einer Freude geprägt, die sich nicht mehr einkriegt: Eine Woche lang - zwischen Ostersonntag und dem Weißen Sonntag - wird jeder Tag wie ein Sonntag gefeiert.“
An die beiden Vorträge schließen sich Fragen der Teilnehmer an, die sehr offen und lebhaft, bisweilen sogar selbst- und kirchenkritisch beantwortet werden. Es zeigt sich auch, dass Liturgie und Religionspraxis Veränderungen unterworfen sind. Gleichzeitig wird deutlich, dass die Kernelemente der großen Kirchen durchaus sehr nahe beieinander liegen. Abschließend wird die Frage gestellt, was denn die Empfehlung sei, was ein gläubiger Christ auf jeden Fall in der Fasten- und Passionszeit tun sollte. Diese Frage wird von beiden Referenten beantwortet. Klaus-Norbert Kremers empfiehlt, sich Zeit zu nehmen, vielleicht nur fünf Minuten täglich, um an Christus und sein Opfer zu denken und sich deren Bedeutung bewusst zu werden. Pfarrer Marc-Albrecht Harms antwortet zunächst nur mit einem Wort: „Warum“. Und er empfiehlt sich bewusst zu werden, warum Christus gestorben ist und warum das für mich, als gläubigen Christen, eine so entscheidende Bedeutung hat.
Die Teilnehmer verabschieden sich und sind sehr begeistert von der offenen und authentischen Präsentation, sowie den in keiner Weise ausweichenden Antworten der beiden Kirchenvertreter. Ein gelungener Abend, dem noch viele weitere Veranstaltungen in der diesjährigen Passionszeit folgen.
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