Die Passions- und Leidenszeit Jesu wurde ganz häufig vertont. Auch Johann Sebastian Bach komponierte Passionsmusiken, unter anderem die Matthäus-Passion. Sie ist geeignet, die Ereignisse unmittelbar rund um den Tod Jesu am Kreuz bewusst werden zu lassen. Dazu trafen sich Gläubige an Karfreitag um 15.00 Uhr, zur Sterbestunde Christi, in Krefeld-West.
Es ist schon bemerkenswert, dass die Matthäus-Passion von Bach vermutlich 1729 in Leipzig an Karfreitag uraufgeführt wurde und danach für 100 Jahre in der Schublade verschwand: Zweieinhalb Stunden Musik in einer einzigen Aufführung. Erst Felix Mendelssohn Bartholdy holte sie wieder hervor und führte sie 1829 erneut auf.
Der Umfang der Matthäus-Passion reicht vom gemeinsamen Abendmahl an Gründonnerstag bis zur Grablegung Jesu. Die Texte der Arien, Rezitative und Chöre aus der Passion wurden an Karfreitag in verteilten Rollen gelesen. Bach komponierte auch zwölf, in den christlichen Kirchen gut bekannte Choräle in seine Passion. Zwölf ist dabei keine zufällige Zahl, sie ist eine heilige Zahl. Sie ist auch die Zahl der Jünger, die gerade in dieser Zeit eine bedeutende Rolle spielten. Diese Choräle werden in Krefeld-West mit den Teilnehmern gemeinsam gesungen.
Üblicherweise enden Kantaten und Oratorien bei Bach mit einem Choral. Nicht so die Matthäus-Passion. Sie wirkt dadurch offen, ein Hinweis, dass die Erlösung der Menschen mit der Grablegung nicht zu Ende ist. So bleiben dann auch die Zuhörer nach dem Ende der Lesungen noch für ein paar Augenblicke still und berührt sitzen.