Düsseldorf. In der Samstagsausgabe der Rheinischen Post vom 12. Februar 2022 veröffentlichte in der Rubrik „Auf ein Wort“ zum achten Mal ein neuapostolischer Seelsorger aus dem Düsseldorfer Kirchenbezirk eine Kolumne.
Nachfolgend wird der Originaltext der Kolumne veröffentlicht, wie dieser an die Rheinische Post übermittelt worden ist. Die Kolumne hat Diakon Harald Schmidt, Beauftragter für Ökumene der Neuapostolische Kirche Düsseldorf geschrieben:
Das Digitale geht nicht weg
Relativ schnell mit Beginn der Corona-Pandemie etablierte sich der Begriff »New Normal«. Was das genau ist, wissen wir heute nach zwei Jahren immer noch nicht, nur so viel, dass es etwas mit veränderten Modellen unseres Miteinanders, mit mehr virtuellen Begegnungen, mit entgrenzter Gemeinschaft zu tun hat. Und es betrifft viele Bereiche unseres Lebens: Unsere Arbeitsweise, unser Einkaufsverhalten, unser Ausbildungswesen etc.
Kirchen haben konfessionsübergreifend recht zügig auf die Kontaktverbote reagiert und Videoformate entwickelt, um mit ihren Gläubigen in Kontakt zu bleiben. Allerdings betrachten die meisten Gemeinden dies als Notlösung, als Überbrückung bis alles wieder »normal« ist.
Wenn wir ehrlich sind, setzen wir als Kirchen digitale Lösungen dafür ein, um unsere alte analoge Welt möglichst weit hinüberzuretten. Kaum einer strebt für den Bereich des kirchlichen Lebens ein »New Normal« aktiv an. Wir versuchen es eher zu verhindern, was zunächst eine ganz nachvollziehbare Reaktion ist.
Aber was ist, wenn die Pandemie nicht weggeht? Oder wenn die Pandemie vielleicht irgendwann weggeht, aber das Digitale nicht? Fest steht: Die digitale Schöpfung lässt sich nicht fortdiskutieren. Sie ist da. Auch wir Kirchen haben damit die Aufgabe,da s Digitale uns zu eigen zu machen. Auf dieser Reise werden wir uns mit vielen – heute noch nicht vorstellbaren – Anfragen auseinanderzusetzen haben. Heute schon erzeugt die digitale Variabilität das mulmige Gefühl der Beliebigkeit unserer Gottesbegegnungen und bringt uns theologisch in Not. Vorstöße mit digitalinteraktiven Gottesdienstformaten stellen unsere Liturgien auf die Probe. Die Frage des digitalen Abendmahls läuft im Kern auf unser jeweiliges Amts- und Sakramentsverständnis hinaus.
Um es kurz zu machen: Der durch die Pandemie erzeugte Digitalschub rüttelt enorm an unserem kirchlichen Selbstverständnis. Hinzu kommen die ganz praktischen Sorgen, dass wir niemanden mit dem Digitalen überfordern. Ferner soziologische Aspekte, sowie die Tatsache, dass wir alle es als Zumutung empfinden, uns als Kacheln anzusehen.
All diese Fragen werden uns beschäftigen, und weil sie uns alle betreffen, werden wir uns damit auch ökumenisch auseinandersetzen. Klar ist: Die digital-kirchliche Weiterentwicklung wird mit viel Bedacht erfolgen müssen. Allerdings plädiere ich dabei für eine zuversichtliche, vertrauensvolle und positive Grundhaltung. Christus, der als Erster die Grenzen der Materialität durchschritten hat, wird uns auch im Digitalen problemlos nahe sein. Die Einengung seiner Gegenwart auf ein Prinzip oder auf unser Verständnis einer Vermittlung steht uns nicht zu: Ich bin bei Euch alle Tage (Mt. 28,20).
Diakon Harald Schmidt, Beauftragter für Ökumene, Neuapostolische Kirche Düsseldorf
14. Februar 2022
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